Replik zu «Grosse Keller für Winterthur» von Willy Germann, Hochparterre 5/19

Elias Leimbacher, 28.05.2019

Wie wäre es mit einem langen Hochhaus über den Gleisen, das sich parallel zu diesen erstreckt – sowie einer «High‐Line‐Plattform» – einer vernetzenden Ebene, die vom Spital (Gleisdreieck) bis zum Lagerplatz reicht und Perrons, Stadtteile und das Hochhaus verbindet?
 

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Neujahrskarte 2019: Städtebauvision für Winterthur
Bild: Elias Leimbacher


Städtebaulich ist der Bahnhof durch die Bewegungen der Personen‐ und Verkehrsmittel erkennbar, als fassbares Bauwerk tritt er jedoch einzig auf dem Bahnhofplatz in Erscheinung. Auf Erdgeschoss-Ebene ist der Platz ausgeschöpft. In der Tiefe behindern Eulach, Infrastrukturleitungen und aufwändige Bauweisen wirkungsvolle Stadtverknüpfungen. Unterführungen bleibt die mauslochartige Wirkung inhärent. Die Raumreserve befindet sich im Luftraum über den Gleisen. Mit den zunehmenden Personenfrequenzen gilt es, die Dichte‐Erfahrungen in Zügen und Zugängen räumlich auszugleichen. Freie Stadt‐Plätze, über welche sich Blicke in die Weite entspannen können und die übergeordnete stadträumliche  Bezüge erkennbar machen, sind dringlich und werden wichtiger. Die Konzentration heutiger  und weiterer Volumen und Nutzungen in einem effizienten kompakten Baukörper über den Gleisen liesse die Gestaltung vier qualitativer Plätze, anstelle von Coop/Stadttor, Stellwerk 1&2 und ESSE in Ergänzung zum Kesselhaus‐Platz zu. Das Potential über den Schienen ist erstaunlich und bedeutend. Eine «High‐Line‐Plattform» als Rückgrat des Bahnhofs und der Stadtvernetzung ermöglicht wichtige zusätzliche qualitative Flächen – sogar eine Schnellvelo‐Route vom Spital zum Lagerplatz‐Areal über und durch den Hauptbahnhof wird denkbar. Bei allen Eingriffen sollte die Leistungsfähigkeit der bestehenden, den Bahnhof umgebenden Gebäude nicht vergessen werden. Die Nähe der Stadt bietet die grosse Chance den Bahnhof zu entlasten. Auch Erschliessungen könnten in und durch benachbarte Gebäude erfolgen. Für die Bewältigung der Gleiskapazitäten wäre es angebracht, wie an den Stadtwerkstätten vom Forum Architektur Winterthur angedacht, sich um Linienführungs‐Alternativen um die Stadt zu bemühen.